Über den Tellerrand: Aserbeidschan und Syrien

Einen nach eigener  Aussage herrlich entspannten Nachmittag erlebten Dirk Otto und seine Familie mit ihren Gästen aus Aserbeidschan, Syrien und Deutschland. Wir bitten unsere Gastgeber ja immer um einen kleinen Bericht und Dirk Otto hat uns diesen Wunsch erfüllt. Vielen Dank für diesen sehr schönen Bericht.

An einem Wochenende trafen sich zwei deutsche Familien aus Schwalmtal und Willich mit einer Familie aus Aserbeidschan und drei jungen Männern aus Syrien zu einem Essen der besonderen Art. Die Aserbeidschaner und die Syrer sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und leben derzeit alle in Unterkünften in Waldniel. Der Kontakt war über das Kochprojekt „Über den Tellerrand kochen“ des Asylkreises Schwalmtal zustande gekommen.

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Bereits das Einkaufen für das Kochereignis war für uns Deutsche ein Abenteuer. In türkischen und arabischen Supermärkten in Mönchengladbach wurden die Zutaten besorgt, denn die Männer aus Syrien hatten sich bereit erklärt, für alle zu kochen. Ungewöhnlich für deutsche Verhältnisse waren sowohl die in unseren Breiten wenig bekannten Lebensmittel und Gewürze, andererseits aber auch die Packungsgrößen. Diese sind häufig auf Großfamilien ausgerichtet. Insbesondere die Fleischtheke unterschied sich deutlich von der eines deutschen Metzgers, wo etwa ganze Schafsköpfe eher nicht in der Auslage zu sehen sind. Doch die deutlich erkennbare Verwunderung der deutschen Begleiter gab auch sofort Anlass um mit anderen Kunden verschiedenster Nationalitäten ins Gespräch zu kommen. Generell erwiesen sich die Supermärkte als Treffpunkt für aus dem Nahen und Mittleren Osten stammende Mitbürger. Hier trifft man sich, um einen Tee zu trinken oder auch mal eben kleinere Snacks zusammen zu genießen.

Sonntags trafen sich dann zunächst die deutschen Familien bei Ottos in Schwalmtal, bevor man gemeinsam aufbrach, um die Aserbeidschaner und die Syrer in ihren Unterkünften abzuholen. Anfangs herrschte noch eine gewisse Befangenheit, die aber schnell verflog, denn Erwachsene, Kinder und Jugendliche stellten nicht nur gemeinsam Tische, Stühle und Bänke bereit. Bei Tischtennis, Fußball (auf der Wiese und am Kicker) und Ratespielen kam man sich auch menschlich näher. Dabei half besonders das große Sprachtalent der Flüchtlinge, die schon erstaunlich viele deutsche Wörter kannten, sich aber auch gut auf Englisch, Türkisch (zwischen Aserbeidschanern und Syrern) und Arabisch verständigen konnten. Und selbst das Wetter zeigte sich von seiner sonnigen Seite, es passte einfach und alle gingen sehr gelöst miteinander um.

Bald begannen unsere syrischen Gäste unter Anleitung von Wahel mit den Vorbereitungen für den eigentlichen Anlass des Treffens: ein ganz besonderes Essen. Hier wurden Zwiebeln, Tomaten oder Knoblauch geschnibbelt, dort Fleisch gebraten oder Reis gekocht. Trotzdem aus Rücksicht auf die deutschen Familien mit Gewürzen vorsichtiger als in der Heimat üblich umgegangen wurde, verbreiteten sich bald herrlich fremdländische Düfte. Kebab, Humos, Couscoussalate, Sesammousse, Falafel und viele weitere leckere Gerichte standen schließlich auf dem Tisch und alle langten beherzt zu. Gelebte Völkerverständigung mittels der uralten Sitte der Gastfreundschaft. Zur Wiederholung und Nachahmung sehr zu empfehlen.

Doch auch dieser herrlich entspannte Nachmittag ging leider viel zu schnell vorbei. Der Alltag hat uns alle längst wieder eingeholt, die schönen gemeinsamen Erlebnisse aber bleiben!