Einmal mehr wurde in Schwalmtal über den Tellerrand gekocht. „Chefkoch“ war dieses Mal Saeed Al Hannoun aus Damaskus. Mit ihm hatte ich mich bereits am Dienstag getroffen und das Menu besprochen. Am Samstagmorgen hab ich ihn um 10 Uhr abgeholt und wir sind zum Einkaufen gefahren. Zunächst haben wir alles gekauft, was wir in Waldniel bekamen. Diesen Einkauf haben wir dann bei mir zuhause abgeladen und sind dann noch mal los nach Mönchengladbach in einen großen türkischen Supermarkt. (In Sachen Auswahl, Frische, Qualität, Freundlichkeit! und Preisniveau könnte sich übrigens so manches deutsche Geschäft gerne mal ne Scheibe abschneiden.)
Es hat Spaß gemacht zu sehen – und war auch sehr lehrreich – wie sich Saeed minutenlang mit der Auswahl von Zitronen beschäftigte. Ich hab jetzt gelernt, wie man von außen erkennt, ob eine Zitrone viel Saft enthält oder eher wenig. Beeindruckend auch die Petersilienberge in der Gemüseabteilung, noch beeindruckender, dass wir sieben (!) Bund davon gekauft haben.
Als wir wieder zurück in Waldniel waren, war es etwa 13.30 Uhr. Das gemeinsame Kochen sollte um 16 Uhr beginnen. Wir hatten also noch viel Zeit.
Saeed war ein bisschen nervös und wollte schon vorher mit dem Dessert beginnen. Was auch ganz gut war. Er hatte Fatayer oshta geplant – mit Sahnepudding und Pistazien gefüllte Blätterteigtaschen – nicht ganz unaufwändig in der Vorbereitung.
Aber die viele Mühe hat sich gelohnt – voilá: Fatayer oshta mit und ohne Marmelade. Lecker!
Ab 16 Uhr trudelten dann nach und nach alle Gäste ein, die da waren die in Waldniel beheimateten Nina und Thomas, Kerstin und Marcel, Monika und Klaus, außerdem mein Mann Frank, meine Tochter Maike und ich, sowie zwei weitere Geflüchtete – Yasser Saheli und Ammar Assaf – wie Saeed ebenfalls beide aus Syrien.
Hier sieht man, dass Chefkoch Saeed sie alle auch gleich mit Arbeit versorgt hat. Da wurde geschält, geschnitten und geschnippelt, was das Zeug hält.
Saeed und Yasser entpuppten sich als wahre Schnippelkünstler. Ich hab noch nie jemanden so klitzeklein und fein Petersilie schneiden sehen wie Saeed. Und Yasser ist so flink und behende mit dem Messer durch das Grün „gejagt“, dass ich wirklich Angst um seine Finger hatte.
Spannende Lektüre gab’s auch – ein halbseitiger Artikel über die Sponsoringaktion für die Sportfreunde Waldniel.
Es ist übrigens großartig, wenn ein Gast seine Gitarre mitbringt und dann auch noch so schön spielen kann – Ammar hat uns beim Kochen zwischendurch immer wieder mal mit seiner Musik erfreut:
Gegen 19.30 Uhr war es endlich soweit – es hieß: Tisch decken und hinsetzen. Saeed richtet die Vorspeisen an und verteilt die Teller. Es war eine riesige Schüssel Tabouleh – ein Petersiliensalat mit Tomate, Bulgur und Zitronensaft – aber es ist kein Krümel davon übriggeblieben.
Tabouleh isst man übrigens nicht mit Gabel oder Löffel, sondern nimmt ein Salatblatt. So:
Als Hauptgericht hatte Saeed ein für ihn besonderes Gericht ausgewählt: Ouzie – das Gericht, das seine Frau zuhause für ihn zum Abschied an seinem letzten Tag in Syrien gekocht hatte. Basmati-Reis mit Erbsen, Möhren, Mandeln, Pinienkernen und Fleisch. Eigentlich nimmt man wohl Kalb- oder Hammelfleisch. Hammel gab’s nicht, Kalb war mir zu teuer, also haben wir Rindfleisch gekauft.
Dazu nimmt man Joghurt als Sauce oder Dip. Weil zwei der Gäste Vegetarier waren, war es für Saeed selbstverständlich, außerdem auch eine fleischlose Ouzie-Variante anzubieten.
Es schmeckte allen vorzüglich und am Ende waren alle satt und zufrieden. Aber damit ja noch nicht genug – denn was die Gäste ja nicht wussten: Im Nachbarraum wartete noch eine gehörige Menge Dessert darauf, von uns allen gegessen zu werden. Nämlich mehrere Platten mit Saeeds Blätterteigtaschen und die von mir gebackene Harissa.
Nach dem Essen hatten wir dann noch eine schöne Zeit miteinander.
Und immer wieder gab es zwischendurch Musik:
Ammar und Saeed hatten noch ein besonderes Geschenk für uns – sie spendierten allen Anwesenden reihum eine wirklich wohltuende Massage:
Und dann gab es wieder Musik. Auf unseren Wunsch nun etwas Fröhliches – weil die arabische Musik nach ein paar Gläsern Rotwein ganz schön schwermütig machen kann. Aber Ammar kann auch fröhlich. 🙂
Nachtschicht für die Spülmaschine:
Für mich war es ein rundum gelungener Tag und ich glaub auch allen anderen hat es gefallen. Ich hoffe, dass auch unser Koch trotz aller Arbeit seinen Spaß hatte. Am Ende des Tages wirkte er auf jeden Fall sehr gelöst, entspannt und fröhlich. 😉 Ich danke allen fürs Dabeisein und ganz herzlichen Dank lieber Saeed für diesen schönen Tag und für dieses leckere Essen! شكرا لك! shukraan lk!