Wunderbar – mit diesem (seinem ersten deutschen) Wort eröffnete der syrische Schriftsteller Suleman Taufiq am vergangenen Samstag im evangelischen Gemeindezentrum in Waldniel seine nachmittägliche Lesung.
Wunderbar – dachten sich auch die Organisatoren. Denn wenn man im bereits großzügig bestuhlten Saal noch weitere Stühle braucht, dann ist das für die Veranstalter einfach wunderbar.
Ja, man es getrost so sagen, „Kultur verbindet“, die neue Reihe des Asylkreises Schwalmtal ist erfolgreich gestartet. 60 Menschen waren gekommen, um Suleman Taufiq zuzuhören. Mit einem Wort: Wunderbar!
„Die Nacht heißt الليل (al layl)“
Dr. Thomas Nieberding begrüßt die Anwesenden und stellt in seiner kleinen Ansprache noch einmal die Idee hinter der Veranstaltung heraus: Menschen zueinander bringen, Einblicke in eine fremde Kultur geben und so Verständnis füreinander erleichtern. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch nicht wissen, wie sehr das mit dieser Veranstaltung gelingen würde. Denn ganz am Schluss lauschten die Deutschen im Publikum dem langen Vortrag des Gedichtes „Die Nacht“, das sie zuvor auf Deutsch gehört hatten, nun sogar gebannt auf Arabisch.
Suleman Taufiq hatte einige seiner Werke mitgebracht und einen kleinen Büchertisch bestückt. Erzählungen, Gedichte und auch Kinderbücher waren dabei. Die Auswahl der Bücher machte die Vielseitigkeit des Autors deutlich, der bereits in 1971 zum Studium nach Deutschland kam und seit 1986 als freier Publizist und Autor in Aachen lebt. Man nenne ihn dort in Aachener Mundart einen „Öcher Syrer“, erzählte er schmunzelnd.
Schmunzeln musste das Publikum mehr als einmal auch bei seiner Lesung aus seinem Buch „Café Dunya. Ein Tag in Damaskus“. Eine Hommage an seine Heimatstadt und eine Reise durch das Gedächtnis Syriens. Mit feiner Beobachtungsgabe und leisem Humor beschwor er stimmungsvolle Bilder aus einer versinkenden, orientalischen Lebenswelt. Gerne hätte man seinem kurzweiligen Vortrag noch weiter zugehört.
„Heimat ist Erinnerung, Fremde ist Leben“
Im Anschluss las er dann noch einige Gedichte aus seinem neuen Gedichtband „Ich zähme die Hoffnung“. Schlichte, aber gerade deshalb oft sprachgewaltige Verse, getragen von Melancholie. Taufiq ist ein wirklicher Wortkünstler, ein wahrer Dichter, dem es gelingt, Sprache im wahrsten Sinne des Wortes zu verdichten. In seiner Poesie stecken in oft ganz einfachen, kurzen, ja dichten Sätzen große Weisheit und Weisheiten. Am meisten beeindruckt hat mich an diesem Nachmittag dieser Satz: „Heimat ist Erinnerung, Fremde ist Leben.“
„Alles ist Liebe“
„Alles ist Liebe“ lautet der Titel eines Gedichtes, das Taufiq ebenfalls zu Gehör brachte. Und weil Liebe sprichwörtlich auch durch den Magen geht, freuten sich alle am Schluss der Lesung über das bereitgestellte Baklava und den Tee aus frischer Minze.
Es war durchweg spürbar, die sich anschließende lebhafte Diskussion in zwei Sprachen hatte es ebenfalls gezeigt, der Asylkreis Schwalmtal hat den Titel für seine Reihe passend gewählt: Kultur verbindet. Und – um es mit Taufiqs erstem deutschen Wort zu sagen: das ist einfach wunderbar.