Über den Tellerrand

Schon vor einigen Jahren hat der Asylkreis Schwalmtal viele Male mit vielen Menschen über den Tellerrand gekocht. Und jetzt wurde dieses schöne Koch-Event wiederbelebt. Am 25.09. trafen sich Deutsche und Zugewanderte im evangelischen Gemeindezentrum in der Lange Straße in Waldniel. Die Runde war wegen krankheitsbedingter Absagen kleiner als geplant, aber das tat dem schönen Austausch keinen Abbruch. Im Gegenteil – so war trotz Sprachbarriere ein intensiver Austausch zwischen den Teilnehmenden aus Deutschland, Afghanistan und dem Iran möglich.

Für die Teilnehmerin Sandra war es das erste Zuammentreffen mit geflüchteten Menschen im privaten Rahmen. Der Abend hat sie so nachhaltig beeindruckt, dass sie uns am nächsten Tag eine Mail schickte, in der sie uns ihre Eindrücke schilderte. Wir danken sehr herzlich dafür!

Zu Beginn des Abends liegt der Tisch in der Küche des Gemeindezentrums voll mit Gemüse, das gemeinschaftlich geschnitten und geschnippelt werden soll. Spontan werden die Aufgaben verteilt. Und wer lieber nur reden und zuschauen will, kann auch das tun. „Es macht Spaß, mit ein paar Einheimischen und Geflüchteten einfach nur zusammen zu stehen, sich zu unterhalten und ohne etwas „tun zu müssen“ ganz entspannt miteinander zu kochen – ohne jegliche Vorkenntnisse oder Voraussetzungen“, schreibt Sandra in ihrer Mail.

Kardamom heißt Hel

Während des Kochens sind natürlich auch die Gewürze ein Thema. Die Deutschen sind gespannt, ob der Afghane Masud die Gewürze kennt, die man ihm zeigt. Er schnuppert an den Gewürzen mit den deutschen Namen auf den Dosen, zeigt lächelnd auf den Kardamom und sagt: Das heisst „Hel“ in Afghanistan.

Sandra freut sich in ihrer Mail über ihre spontane Entscheidung, sich für das Über den Tellerrand kochen anzumelden. „Ich war irgendwie neugierig darauf,“ sagt sie. Anfangs war sie wie viele in dieser Situation ein bisschen aufgeregt:

„Ich kannte niemanden der Teilnehmenden, kenne mich mit Geflüchteten überhaupt nicht aus, aber ich habe meine Teilnahme wirklich nicht bereut.“

Wir hatten mit Flyern in fünf Sprachen für den Kochabend geworben, Teilnehmerin Sandra war offenbar durch einen französischsprachigen Flyer aufmerksam geworden. Denn sie schrieb:

„Es fühlte sich sehr gut an. Ich musste nicht Französisch können, obwohl die Ankündigung „Cuisiner et manger ensemble“ das vielleicht auf den ersten Blick vermuten lassen könnte, und ein paar Brocken Englisch und die Offenheit füreinander reichten im Laufe des Abends aus, um eine echte Gemeinschaft entstehen zu lassen.“

Und nicht nur eine Gemeinschaft war entstanden, sondern auch ein köstliches Menu: Humus, Minzjoghurt und Fladenbrot, Maqlube ein umgestürztes palästinensischer Reisgericht und zum Dessert deutsche Waffeln mit Pflaumenkompott.

Nach getaner Arbeit ließen es sich die Teilnehmenden schmecken und auch am gedeckten Tisch rissen die Unterhaltungen nicht ab. Man spürte deutlich, dass sich alle sehr wohl miteinander fühlten.

Sandras Fazit:

„Wie einfach könnte es doch sein, Leute zusammenzubringen und die Scheu voreinander abzubauen, habe ich mir nachher gedacht. Wenn beide Seiten wirklich wollen, können so viele schöne Dinge passieren. So wie gestern Abend. Vor allem den Organisatoren ist es zu verdanken, dass dieser Abend auch für völlige Neulinge wie mich so gut funktioniert hat und wir so viele spannende Eindrücke aus dem wahren Leben bekommen haben. Und dem netten afghanischen Paar, das den Weg nach Waldniel gefunden hat. Im Laufe des Abends hatten wir auch noch Besuch aus dem Iran. Man bleibt ein wenig überwältigt zurück. Aber auch wieder voller Hoffnung. An dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür an alle Beteiligten, dass sie da waren und ihren Beitrag geleistet haben. Ich hoffe, dass es einen weiteren Abend geben wird.“

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